Angekommen?

Dienstag, 28. März 2017

Meine Lieben,

seid ihr auch schon mal an dem Punkt in Eurem Leben gewesen, an dem ihr Euch gefragt habt, ob ihr bereits angekommen seid in Eurem Leben, sei es beruflich oder im privaten Sinne? Momentan bin ich nämlich an diesem Punkt, beruflich zumindestens. In letzter Zeit frage ich mich fast täglich, ob das alles ist, ob ich bereits angekommen bin, ob ich da bin, wo ich hin wollte, ob ích mich, mit dem was ich habe, für den Rest meines Lebens abfinden könnte. 

Versteht mich nicht falsch, denn eigentlich liebe ich meinen Job, ich liebe das was ich tue und ich bin immer gerne zur Arbeit gegangen. Und eigentlich kann ich mich auch nicht beschweren, ich arbeite als Rechtsanwaltsfachangesteltte in einer Düsseldorfer Kanzlei, verwalte mein eigenes Dezernat und bin wahrscheinlich besser bezahlt, als so manch einer meiner Kolleginnen, was in diesem Beruf eher untypisch ist. Gut bezahlt zu sein, meine ich. Doch, was ist der Preis für eine gut bezahlte Stelle? In meinem Falle ist es meine private Zeit, Zeit mit meinen Liebesten, Zeit mit meinem Partner, meiner Familie, Zeit um meinen Haushalt zu schmeißen und nicht zuletzt Zeit für mich. Früher hielt ich das für einen sehr guten und fairen deal. Es war mein Ziel. Gut zu verdienen um bloß niemals einen Cent zwei Mal umdrehen zu müssen. Heute allerdings weiß ich, dass die Zeit mit keinem Gehalt dieser Welt zu wiegen ist. Heute, an Tagen wo ich manchmal um 6:00 Uhr in der Früh' aus dem Haus gehe und erst abends gegen 20:00 Uhr nach Hause komme, an Tagen an denen man, aus Vertretungsgründen drei bis vier Anwälte gleichzeitig managen muss, an Tagen an denen man manchmal 10 Stunden arbeitet, mal wieder Überstunden schiebt, weil unerledigte Fristen erledigt werden wollen, man mal wieder eine schon so lang' geplante Verabredung absagen muss, weil der Chef will, dass noch etwas erledigt wird, an Tagen an denen man mal wieder nicht zu seinem Sportverein gehen kann, weil es der Job nicht zulässt, an Tagen an denen man mal wieder nicht an einer Familienfeier teilnehmen kann, weil es doch länger wird als ursrpünglich geplant, an genau solchen Tagen weißt du, dass Zeit ein kostbares Gut ist. All' die Momente mit Deinen Liebsten, Deiner Familie, bekommst Du nicht zurück. Und irgendwann, wenn die dritte Familienfeier ohne Dich stattfindet oder Deine Freunde Dich nicht einmal mehr nach einer Verabredung fragen, gelangst Du an den Punkt, an dem Du dich fragst, ist es Dir das wert?

Mit zunehmendem Alter ist die Antwort auf die Frage dann halt eher "nein", als "ja". Und so ist es halt nun auch bei mir. Für mich ist die Zeit wertvoller geworden und ich hätte nichts dagegen, etwas von meinem Gehalt abzugeben, wenn ich dafür nur ein Stück von meiner Zeit wiederbekomme. Also habe ich für mich den Entschluss gefasst, etwas an der momentanen Situation zu ändern. Leichter gesagt als getan. Kennt ihr da? Irgendwie fehlt das letzte bisschen Mut, die Sache wirklich durchzuziehen. Immer wenn ich denke, ich bin an dem Punkt angekommen, an dem ich endlich den Schlussstrich ziehe, kommen mir Zweifel.

Zweifel in Form von Fragen wie: Wie gehe ich mit der neuen Situation um, erfülle ich das, was von mir erwartet wird, schaffe ich es mich zu bewähren? In meinem jetzigen Anstellungsverhältnis, weiß ich was ich habe, ich weiß was ich zutun habe, ich kenne mich aus und ich bin gut darin. Aber wie sieht es aus, wenn es anders ist, was ist wenn sich die Situation mit dem Neuen gleichzeitig verschlechtert? Wie sieht es aus, wenn ich in etwas komplett Neues geschmissen werde? Ihr werdet Euch jetzt sicherlich denken, wenn Du es nicht probierst, wirst Du es auch nie erfahren. Und ich gebe euch Recht. Irgendwann kommt der Zeitpunkt an dem mann entscheiden muss, ob man den gewohnten Weg geht oder einen Neuen einschlägt. War ihr auch schon eimmal an solch einem Punkt oder seid es momentan sogar vielleicht? Wie seid ihr damit umgegangen? Schreibt mit doch mal!

Eure Simone

"Mögen Zeichen an der Straße Deines Lebens sein, die Dir sagen, wohin Du auf dem Wege bist.
Mögest Du die Kraft haben, die Richtung zu ändern, wenn Du die alte Straßenicht mehr gehen kannst."